Therapie 2.0 – junge Menschen dort abholen, wo sie sich sicher fühlen - Good Practice
Die Zahl der jungen Menschen, die therapeutische Unterstützung benötigen, wächst stetig. Dennoch sucht aufgrund hoher Hemmschwellen nur ein Bruchteil eine Beratung oder Therapie auf. Wie können diese Hemmnisse überwunden werden? Wodurch kann man jüngere Zielgruppen erreichen und dazu bewegen, sich Hilfe zu holen? Die Antwort auf diese Fragen lieferte die Strategische Partnerschaft „Therapy 2.0 - Counselling and Therapeutic Interactions with Digital Natives“ in Form von Online-Fortbildungsmodulen für Berater/-innen und Therapeuten/-innen. Mithilfe der Module soll der Einsatz einer Informations- und Kommunikationstechnologie gestützten Kommunikation im Bereich der therapeutischen Arbeit ermöglicht werden.
Zeitgemäßer Ansatz für Beratung und Therapie
Ob Twitter, WhatsApp oder Instagram, der Einsatz von Technologie im kommunikativen Miteinander stellt jetzt schon einen festen Bestandteil im Alltag vieler junger Menschen dar. Besonders Generationen, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind – sogenannte Digital Natives – weisen im Vergleich zu älteren Generationen ein grundlegend anderes Kommunikationsverhalten auf. Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in der Beratung und Therapie wird jedoch bislang meist auf den E-Mail-Verkehr und die Benutzung einfacher Internet-Tools beschränkt. Wer jedoch bestimmte Zielgruppen erreichen will, muss zunächst auch die Sprache lernen, mit der diese kommunizieren:
„Therapy 2.0 bietet die Chance, das Bewusstsein für Möglichkeiten der online-Beratung für junge Leute zu schärfen. Wir müssen ihre Kommunikationskanäle nutzen, um sie zu erreichen, aber dieser Ansatz braucht Qualifizierung von Berater/innen und Therapeut/innen und verantwortliches Abwägen.“
– Karin Drda-Kühn/Hans-Jürgen Köttner – media k GmbH (Therapy 2.0 Flyer)
Das Projektteam – acht Einrichtungen aus sieben EU-Ländern und unter Koordination der media k GmbH - stellte mit seinem Projekt „Therapy 2.0“ Materialien und Instrumente für Fachkräfte im Bereich der therapeutischen Beratung zusammen. Diese sollen als Unterstützung dienen, um jungen Menschen sowie auch Flüchtlingen einen Umgang mit einer vertrauten Kommunikationsform innerhalb der Beratung und Therapie zu ermöglichen.
Dazu wurde ein Leitfaden zu den verschiedenen Einsatzmöglichkeiten der Technologie in der therapeutischen Arbeit erstellt. In diesem werden Best-Practice-Beispiele aufgeführt, die über die Nutzung von E-Mail und Internet-Chat hinausgehen und mobile Anwendungen für Smartphones umfassen. Darüber hinaus werden wichtige ethische, theoretische sowie praktische Überlegungen aufgezeigt, die Sicherheits- und Datenschutzfragen beinhalten.
Die Inhalte des Leitfadens wurden zudem in neun Online-Trainingsmodule übertragen, die als Selbstlernkurs oder in einer Fortbildungsmaßnahme eingesetzt werden können. Diese umfassen alle zentrale Themen der Online-Beratung und Online-Therapie: So werden u. a. die Besonderheiten der IKT-gestützten Kommunikation, die finanziellen und wirtschaftlichen Aspekte, die benötigten technischen Kompetenzen sowie die IKT-gestützte Beratung für Asylbewerber, Flüchtlinge und unbegleitete Minderjährige thematisiert. Über die Therapy 2.0-App wird zudem ein mobiler Zugang zu allen Informationen ermöglicht.
Therapy 2.0 als Wegweiser
Der Einsatz von IKT in der Beratung und Therapie wird noch mit viel Skepsis begegnet. „Therapy 2.0“ soll als Wegweiser und Motivation für Fachkräfte aus dem Beratungs- und Therapiebereich dienen, sich in diesem Bereich fortzubilden und beratende sowie therapeutische Angebote stärker über Online-Medien anzubieten. Erste Erfolge konnten hierbei schon erzielt werden: So bekunden u. a. Psychologen-Vereinigungen ihr Interesse an einer Weiterarbeit an der Thematik.
Weitere Informationen
- Link zur Projektwebseite
- Link zum Handbuch (PDF; 3,8 MB)
- Link zu den Online-Modulen
- Weitere Projektinformationen in der E+PRP-Datenbank