Der richtige Umgang mit Eigentumsrechten ist für viele Kulturschaffende immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei ist klar: Eigentumsrechte und deren Nutzung werden eines der wichtigsten Themen in der kulturellen Wertschöpfung der kommenden Jahre werden.
Das Münchner Oktoberfest, der Seidenschal bedruckt mit Motiven des Schlosses Neuschwanstein und die genussorientierte Kulturroute – sie alle haben Eigentumsrechte. Spätestens die Urheberrechtsdiskussionen der letzten Jahre haben gezeigt: Kenntnisse über Eigentumsrechte sind ein Muss in der Qualifizierung für den Kulturarbeitsmarkt. Die vorherrschende Meinung dazu: Die Identifizierung und richtige Nutzung von Eigentumsrechten ist aufwändig, komplex und teuer. Stimmt. Aber Eigentumsrechte sind nicht nur wichtig, um Rechte an Produkten und Dienstleistungen zu sichern, sondern können auch zusätzliche Einnahmen und Geschäftsmöglichkeiten für die Urheber*innen schaffen.
Unberechtigter Nutzung entgegentreten
Marken, eingetragene Designs, Urheberrechte oder geografische Herkunftsbezeichnungen ermöglichen es europäischen Kreativen und Unternehmen im kulturellen Erbe und im Kulturtourismus, die unbefugte Verwertung ihrer Produkte und Dienstleistungen zu verhindern oder sogar eine Entschädigung für Investitionen, z. B. durch Lizenzen, zu erhalten. Außerdem bieten sie Nutzer*innen, Käufer*innen und Besucher*innen Herkunftsgarantien beim Erwerb. Die Klarstellung von Eigentumsrechten nutzt also allen etwas, denn Eigentumsrechte sind Ausdruck der Wertschätzung von Kulturerbe sowie künstlerischer und kunsthandwerklicher Produktion.
Fortbildung für die Praxis
Das Wissen um die Nutzung von Eigentumsrechten wird kaum in den Lehrplänen der formalen Kulturerbe- und Tourismusausbildung berücksichtigt, weil es ein Thema ist, vor dem viele Lehrkräfte, Trainer*innen und Lernende zurückschrecken. In der Praxis gibt es sehr oft auch finanzielle Probleme, da die Rechtsberatung für Eigentumsrechte teuer sein kann und von kleineren Institutionen kaum finanzierbar ist.
Derzeit sind Informationen über Eigentumsrechte und deren Nutzung in verschiedenen rechtlichen Rahmenvorgaben verstreut, was es den Akteur*innen des Kulturerbes und des Kulturtourismus erschwert, den richtigen Zugang zu finden – einfach da sie mit den rechtlichen Begriffen und Verfahren nicht vertraut sind. Zudem ist die Bewertung und Interpretation von Regelungen selbst für Expert*innen schwierig.
Geistiges Eigentum vor Raub und Kopien schützen
Um zu verhindern, dass das wirtschaftliche und soziale Potenzial von Eigentumsrechten verloren geht, brauchen europäische Rechteinhaber*innen Wissen, um diese Rechte und damit ihre Werte zu identifizieren, zu schützen und aufzuwerten. Wenn ihre Ideen, Marken und Produkte raubkopiert und nachgeahmt werden, sind Know-how und Arbeitsplätze betroffen.
LEARN-IP als Online-Fortbildung
Genau an dieser Stelle setzt die Strategische Partnerschaft „Intellectual Property Rights and Geographical Indication Training for Cultural Heritage and Cultural Tourism” (LEARN-IP) an: Das Online-Qualifizierungsprogramm unterstützt Kulturerbe-Manager*innen und Kulturtourismus-Akteur*innen durch die effektive Nutzung digitaler Technologien, das Bewusstsein für viele Bestimmungen zu geistigem Eigentum und deren Relevanz für Produkte und Dienstleistungen zu schärfen.
Das Fortbildungsprogramm führt als „Digitaler Lernpfad“ durch Vorschriften und zeigt, was Kulturschaffende tun können, um ihr Eigentum, ihr Know-how und ihr Wissen rechtlich zu schützen. Es sorgt für Transparenz in einem Bereich, der für viele Kulturschaffende immer noch ein Niemandsland ist. Es zeigt auch, wann professionelle Hilfe empfehlenswert ist.
Drei Lernmaterialien
Ein modularer Qualifizierungskurs mit vielen Guten Beispielen und Übungen, eine E-Learning-Plattform und ein Handbuch für Qualifizierungskurse sind ab 2022 für Expert*innen des Kultur-, Religions- und Kreativtourismus, Kulturschaffende und Manager*innen für kulturelles / religiöses Erbe erhältlich. Die Trainingsinhalte stehen auch Trainingsanbietern offen, die das Qualifizierungsprogramm in Zukunft anbieten werden.
LEARN-IP wird unter der Koordination von Kultur und Arbeit e.V. von sechs europäischen Einrichtungen mit Fachwissen in den Bereichen Berufsbildung, geistige Eigentumsrechte, kulturelles und religiöses Erbe, kultureller und spiritueller Tourismus sowie digitale Technologien umgesetzt.
Weitere Informationen
- Link zur Projektwebseite
- Projekt-Broschüre (PDF)
- Link zum Qualifizierungskurs
- Link zur Facebook-Seite des Projekts
- Weitere Projektinformationen in der E+PRP-Datenbank
Autorin: Dr. Karin Drda-Kühn