Learning Important Digital Skills - wenn digitale Kompetenz Schule macht - Good Practice

In der Europäischen Union können mehr als 13 Prozent der Einwohner/-innen nicht lesen und schreiben, beim einfachen Rechnen liegt der Prozentsatz sogar noch höher. Vor diesem Hintergrund hat die Volkshochschule Schrobenhausen bereits in den Jahren 2016 bis 2019 erfolgreich das Projekt Math-Games („Rechnen lernen“) realisiert. Es bildete die Basis für die anschließende Umsetzung des Projektes Learning Important Digital Skills (LIDS).

Ausgehend vom Projekt Math-Games hat Roland Schneidt, Projekt-Beauftragter der Volkshochschule Schrobenhausen festgestellt, dass bei den Lernenden in hohem Ausmaß Grundkenntnisse zur Bedienung von Computern fehlten. Um dem Abhilfe zu schaffen, entschloss er sich im Jahr 2019 gemeinsam mit Jana Gerstmair, Geschäftsführerin der Volkshochschule Schrobenhausen, eine Ausschreibung über EPALE durchzuführen, um Mitstreiter/-innen zu suchen, die ebenfalls zu diesem Thema arbeiten wollten. Es fanden sich Partner aus acht europäischen Ländern, darunter sowohl Einrichtungen der Erwachsenenbildung als auch eine Universität und einige Schulen. Das Projekt LIDS war geboren und nahm im Oktober 2019 – also noch vor Beginn der COVID-19-Pandemie – seine Arbeit auf. Aufgrund der Pandemie führten die Partner an Stelle von Arbeitstreffen Online-Konferenzen durch – ganz zum Vorteil des Projektes, welches die digitale Grundbildung zum Thema hatte.

Inhalte digitaler Grundbildung definiert 

Dazu erstellte die Universität Porto eine Online-Umfrage, die in den jeweiligen Landessprachen von den Partnerinstitutionen bei Lernwilligen durchgeführt wurde. Ziel der Umfrage war es, Defizite im Bereich der digitalen Bildung zu erkennen und die Inhalte einer notwendigen Grundbildung zu definieren. Im Ergebnis wurde ein breites Spektrum sichtbar: von der simplen Benutzung des Smartphones über die Bedienung des Geldautomaten bis zur Anmeldung in Vereinen, dem Kauf von Fahrkarten und der einfachen Benutzung von Computer-Programmen. In all diesen Bereichen scheitern nicht ausreichend gebildete Personen, die so von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen sind. „Dies zu bekämpfen war die Motivation zur Umsetzung des Projektes“, unterstreicht Schneidt.

Lehrplan und digitales Unterrichtsmaterial für alle verfügbar 

Aus der Umfrage kristallisierten sich Themen zur Aufnahme in einen Lehrplan beziehungsweise ein Curriculum heraus. Eine Herausforderung stellten dabei die verschiedenen Prioritäten und unterschiedlichen didaktisch-methodischen Ansätze der Partner dar, stammten diese doch aus unterschiedlichen Kulturkreisen. So waren die Anforderungen an die arbeitsteilige Erstellung der Lerninhalte des kompletten Curriculums in allen neun Sprachen hoch. Zugleich aber war der Prozess notwendig, damit möglichst viele Teilnehmerinnen und Teilnemer in ihrer eigenen Sprache mit den Materialien lernen können. Die Projektresultate umfassen einen Lehrplan zur digitalen Grundbildung, der sich an Personen richtet, die für die Gestaltung des Unterrichts verantwortlich sind. Daraus abgeleitet gibt es umfangreiches digitales Unterrichtsmaterial zu jedem Teilaspekt des Lehrplans. Mit Hilfe der Materialien können Lehrende in der Erwachsenenbildung ihren Unterricht ohne viel Vorbereitung gestalten und je nach Vorwissen ihrer Lernwilligen unterschiedliche Abschnitte auswählen, verändern, editieren oder erneuern. Da die Unterrichtsmaterialien frei verfügbar sind, können sie auch den Lernwilligen als Grundlage für ihr Selbststudium dienen. 

Von der LIDS-Website können alle Ergebnisse des Projekts direkt heruntergeladen werden. Sie liegen als editierbare Word- oder PowerPoint-Dateien vor. Darüber hinaus sind sie als OER, also offene Bildungsmaterialien lizensiert. Es bedeutet, dass allen Interessierten freisteht, die Materialien zu teilen, zu kopieren und weiterzugeben. Bei Bedarf können sie diese sogar anpassen, neu ordnen oder transformieren, um darauf mit eigenen Inhalten aufzubauen. Das gilt für jeden Zweck, auch für kommerzielle Anwendungen. 

Digitale Grundbildung als Bestandteil von Life Skills

Da die im Projekt "Learning Important Digital Skills" erstellten Unterrichtsmaterialien direkt in Einrichtungen der Erwachsenenbildung in den neun Partnerländern ausprobiert und evaluiert wurden, konnten sie optimal auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden. Deutlich wurde, dass die Lernwilligen bereits nach wenigen Unterrichtsstunden sicherer im Umgang mit den digitalen Medien waren und sich zutrauten, diese auch im öffentlichen Raum zu nutzen. Natürlich sind Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben Voraussetzung, damit die digitale Grundbildung erfolgreich sein kann. Dabei lernen beispielsweise Personen, die zuvor nicht lesen konnten, über ein im Smartphone enthaltenes Diktiergerät, das ihr Gesprochenes in Schrift umsetzt, wesentlich schneller als andere, die diese Möglichkeit nicht nutzen wollen. Das Projekt LIDS legte in den verschiedenen europäischen Ländern zudem offen, welche Fähigkeiten wichtig und welche weniger wichtig sind. Ein Beispiel ist der unterschiedlich ausgeprägte Digitalisierungsgrad in den Ländern, der weitreichende Folgen für die Teilhabe der betroffenen Personen mit sich bringt. Während mancherorts noch Fahrkarten in Papierform gekauft werden können, werden in anderen Ländern digitale Fahrkarten genutzt – ein für bestimmte Personengruppen unüberwindbares Hindernis. 

Die Erfahrungen zeigen, dass es dringend erforderlich ist, bei der Digitalisierung vieler Lebensbereiche diejenigen Personen nicht zu vergessen, deren gesellschaftliche Teilhabe von grundlegenden digitalen Fertigkeiten abhängt. Auch deshalb wurden die Unterrichtsmaterialien so konzipiert, dass sie modular aufgebaut und für alle Einsatzbereiche in der Erwachsenenbildung anwendbar sind.
 

Dieser Bericht über das Projekt wurde in der Broschüre „Skills for life – Wissen erweitern, Potentiale entfalten“ der Nationalen Koordinierungsstelle Europäische Agenda für Erwachsenenbildung veröffentlicht. Die Koordinierungsstelle ist angesiedelt bei der NA beim BIBB.


Weitere Informationen

Curricula, Kursmaterialien und weitere Materialien stehen auf der Projektwebseite von LIDS zur Verfügung

zur Projektwebseite

Projektergebnisse auf der Erasmus+ Project Results Platform

Zum Vorgängerprojekt Math-Games (Grundbildung Mathematik) auf der Erasmus+ Project Results Platform