Enterprise+ – Innovative Potential meets Experience - Unternehmergeist bei Jugendlichen stärken: Mach Dich selber zum Projekt!
17 Prozent der Jugendlichen in Europa sind ohne Arbeit. Ihren Unternehmergeist zu stärken war das Ziel des Erasmus+ Projektes „Enterprise+ - Innovative Potential meets Experience“.
Dr. Martin Kröll ist immer auf der Suche nach guten Ideen. Der Arbeitswissenschaftler der Ruhr-Universität in Bochum spürt in Deutschland wirksame Instrumente für den Arbeitsmarkt auf, bei denen es lohnenswert scheint, sie auch in anderen Ländern Europas einzusetzen. „Dafür suchen wir ständig nach interessanten Konzepten, die sich schon bewährt haben“, erklärt der Innovationsforscher. Hans-Dieter Hiedels wiederum weiß, wie man gute Ideen erfolgreich und nachhaltig umsetzt. Als Geschäftsführer hat er ein mittelständisches Unternehmen für Profi-Farben geleitet. Für das Qualitätsmanagement, das er dort einführte, erhielt das Unternehmen den Qualitätspreis NRW.
Gemeinsam haben Dr. Martin Kröll als Projektleiter und Hans-Dieter Hiedels als Berater das Projekt „Enterprise+ - Innovative Potential meets Experience“ durchgeführt. Das Projekt richtete sich an arbeitssuchende Jugendliche in europäischen Partnerländern und vereinte gleich mehrere Werkzeuge, die in Deutschland zuvor erfolgreich erprobt wurden. So verband „Enterprise+“ Potentialanalysen für Schüler, die im „losleger“-Projekt entwickelt worden waren, mit Gründer-Workshops, die an Ideen des „Deutschen Gründerpreis für Schüler“ anknüpften. Es sei ihnen wichtig gewesen, „Potentiale der Jugendlichen zu fördern und nicht nur festzustellen“, betont Dr. Martin Kröll. Die Workshops wurden zudem von Mentoren, ehemaligen und erfahrenen Führungskräften aus der Wirtschaft, begleitet. Dafür konnten Dr. Martin Kröll und sein Team neben Hans-Dieter Hiedels Erfahrungen auch auf die des Projektpartners „Alt hilft Jung“ zurückgreifen. In dem Verein sind über 80 Wirtschaftssenioren organisiert, die ehrenamtlich junge Unternehmer und Selbständige beraten.
Das Team aus Deutschland arbeitete mit Einrichtungen aus Bulgarien, Litauen, Griechenland, Spanien und Ungarn zusammen. Gemeinsam wurden die deutschen Konzepte an die jeweiligen Bedingungen angepasst und mit den Partnern vor Ort umgesetzt. „Enterprise+“ wurde als Strategische Partnerschaft des EU-Programmes Erasmus+ in der Berufsbildung finanziert.
Eigenschaften von Unternehmern helfen auch bei der Arbeitssuche
„Mach Dich selber zum Projekt!“ fasst Projektleiter Dr. Martin Kröll den zentralen Impuls zusammen, den „Enterprise+“ an die Jugendlichen weitergeben konnte. „Sehen, was man kann, überlegen, was man machen möchte, schauen, was geht, aktiv werden“, beschreibt er, wie die Eigeninitiative der Jugendlichen gestärkt wurde. „Hartnäckigkeit, Kreativität und Flexibilität“ sind wichtige Eigenschaften für einen Unternehmergeist, ist sich auch Hans-Dieter Hiedels sicher. Aber er weiß auch, dass sich dieser nur durchsetzen kann, wenn eine Geschäftsidee auf solidem wirtschaftlichen Know-How fußt. Wie mache ich eine vernünftige Markt- und Wettbewerbsanalyse? Wie sieht ein Kostenplan aus? Zwar ergab sich für nur wenige Teilnehmende am Ende der Workshops eine konkrete Gründungsperspektive. Aber selbst, wenn die arbeitssuchenden Jugendlichen am Ende des Projektes nicht gründeten, „das Wissen um wirtschaftliche Zusammenhänge macht sie für Unternehmen auch als Mitarbeiter interessanter“, unterstreicht Hans-Dieter Hiedels.
Dass auch der Export von guten Ideen aus Deutschland ins europäische Ausland nur funktionieren kann, wenn die Werkzeuge an den jeweiligen Markt angepasst werden, waren sich Dr. Martin Kröll und Hans-Dieter Hiedels schon in der Planung bewusst. Deshalb wurden für die Implementierung der Projekte Multiplikatoren in den Partnerländern gesucht und geschult. Dafür kooperierten sie in einem ersten Schritt mit Organisatoren bei Institutionen, zum Beispiel Karriereberatern bei Industrie- und Handelskammern, Arbeitsämtern und Hochschulen. Diese wiederum akquirierten und schulten gemeinsam mit dem Team aus Deutschland 50 Talentscouts als Beobachter der Potentialanalysen und 50 Mentoren für die Gründer-Workshops. Die Umsetzung berücksichtigte besonders auch kulturelle Besonderheiten. „In Bulgarien etwa ist der Begriff des Unternehmers noch aus der Zeit des Kommunismus negativ besetzt und wird nicht selten mit der Vorstellung einer unredlichen Person verknüpft“, erzählt Dr. Martin Kröll. „Hier galt es, darauf hinzuweisen, dass ein Unternehmer auch soziale Verantwortung trägt“, ergänzt er.
In der Auswertung des Projektes beschrieben die Jugendlichen insbesondere das direkte Feedback in den Workshops als sehr positiv für ihren Lernerfolg und ihre Entwicklung. Dabei wurde vor allem die Zusammenarbeit mit den älteren Mentoren in allen Ländern gut angenommen. Das sei wie das Verhältnis von Enkeln zu Großeltern, freut sich Dr. Martin Kröll, „die Akzeptanz, einen Ratschlag anzunehmen, ist höher als bei den Eltern.“
Ihre Zusammenarbeit haben Dr. Martin Kröll und Hans-Dieter Hiedels auch nach Projektende fortgesetzt. Denn innovative Modelle aus der Wissenschaft mit fundierten Erfahrungen aus der Wirtschaft zu verbinden, bleibt für sie auch weiterhin eine gute Idee.
Juli 2018, Julia Göhring