Internationalisierungsstrategie aus Bremen - Skandinavische Ideen für die Berufsbildung
Wie eine strategische Ausrichtung unterschiedlicher Akteure gelingen kann, zeigt uns das Landesinstitut für Schule in Bremen. Die Berufsbildende Schulen, das zuständige Referat im Bremer Senat sowie weitere Partner der beruflichen Bildung haben gemeinsam eine Erklärung zur Weiterentwicklung der Berufsbildung im Land Bremen bis 2035 unterzeichnet.
Verantwortungsbewusstsein der berufsbildenden Akteure in Bremen
Die gemeinsame Erklärung betrachtet verschiedene Aspekte der beruflichen Bildung, besonders herausgearbeitet wurde dabei der Begriff der Verantwortung. Dabei ging es sowohl um die Lehrverantwortung der Lehrkräfte gegenüber ihren Schülerinnen und Schülern, als auch um deren Eigenverantwortung in der Erarbeitung fachspezifischer Inhalte.
Als gemeinsame Ziele wurden dabei zwei Formulierungen getroffen. Zum einen sollen junge Menschen neben ihrer Allgemeinbildung dazu angeregt werden, eine eigene berufliche und soziale Handlungsfähigkeit zu entwickeln. Zum anderen soll durch die gute Ausbildung junger Menschen die Basis für eine stabile und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung in Bremen geschaffen werden.
Im Einvernehmen mit diesen Zielen wurde dann ein gemeinsames Verständnis des gewünschten Lernprozesses gebildet. Auch der Lernprozess basiert auf der Selbstbestimmung der Schülerinnen und Schüler, ihre eigenen Kompetenzen erkennen und weiterentwickeln zu können. Umgesetzt wird dies beispielsweise durch das freie Angebot der Lernzeit und des Lernortes sowie durch flexible Methoden, die je nach Lernerfolg gewählt werden können. Die Rolle des Bildungspersonals wurde so von der reinen Wissensvermittlung hin zur Moderation der Lernprozesse verändert.
Europäische Ideen für das Bildungspersonal
Um die beteiligten Lehrkräfte auf ihre veränderte Rolle vorzubereiten und den Prozess verständlich zu machen, wurden verschiedene Schritte eingeleitet. Einer davon ist das Erasmus+-Projekt „Umkehr der Verantwortung – Ganzheitliche Unterrichts- und Schulorganisation im Kontext beruflicher Lernfelder in der digitalisierten Welt“. Mithilfe der europäischen Fördermittel sind 14 Lehrer und Lehrerinnen nach Dänemark und weitere 16 Lehrkräfte nach Finnland gereist. Der Lehraufenthalt dauerte in beiden Fällen 6 Tage und wurde durch ein vorstrukturiertes Programm gestaltet.
Die Teilnehmenden konnten durch die Aufenthalte erfolgreich Entwicklungspotentiale für die eigene Umsetzung der gefassten Erklärung ausmachen. Es wurden Ideen für die Steuerungs- und Leitungsprozesse sowie für Methoden im Unterricht der berufsbildenden Schulen gefunden. Durch den Vergleich der Arbeitsweisen auf europäischer Ebene, wurde auch die eigene professionelle Haltung reflektiert, die natürlich eine unmittelbare Wirkung auf den Unterricht und die Lernenden hat.
Hospitation zur Sicherung gemeinsamer Ziele
Alle besichtigten als erste Aktivität die aufnehmenden Einrichtungen. Denn so wurde der Einfluss innovativer Raumkonzepte auf Eigenständigkeit und Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler dargestellt. Die deutschen Lehrkräfte beeindruckte besonders der Einklang von räumlichen und pädagogischen Konzepten in Dänemark. Hier gibt es offene und flexible Möglichkeiten zur Schaffung eigener individueller Lernorten. Aus dieser Beobachtung wurde die Forderung gemeinsamer Arbeitsräume mit ausreichenden Arbeitsplätzen für die Bremer Berufskollegs bestätigt.
Auch das Thema Digitalisierung ist in Skandinavien allgegenwärtig. Hier wurde der Wissenstransfer über Lernplattformen und die Einbindung verschiedenster Medien in alle Lernprozesse stark verinnerlicht. Dies ermöglicht eine gute Vorbereitung der Lernenden auf den digitalen Arbeitsmarkt.
Die Bremer Lehrkräfte haben während ihrer Hospitation Lernsituationen aus verschiedenen Perspektiven beobachtet und analysiert. Beeindruckend war die Haltung der skandinavischen Lehrenden gegenüber ihren Schülerinnen und Schülern: „I give options, no solutions“.
Dieses Credo fördert die Eigenverantwortung und schafft eine räumlich-zeitlichen Entzerrung des Lernprozesses durch die Akzeptanz der individuellen Rahmenbedingungen des Lernens.
Qualitativer Anfang für die Akkreditierung
Der intensive Austausch aller Lehrkräfte über die Ausbildungsprinzipien in einer sich schnell verändernden Arbeitswelt war für alle Seiten sehr gewinnbringend. Auch das Thema Bewertungs- und Kompetenzfeststellung wurden ausführlich diskutiert. Die Hospitation in Finnland brachte bspw. neue Erkenntnisse über die finnische Bildungsreform, die individuelle Lernwege nach der Anerkennung von formell und informell erworbenen Kompetenzen fördert und auf diese Weise verkürzte Ausbildungszeiten ermöglicht.
Zudem haben die Vorträge und Diskussionsrunden mit Lehrkräften, Schulleitungen und Koordinatoren verschiedener Fachbereiche die Bedeutung einer gemeinsamen Vision und Haltung manifestiert. Wer gemeinsam eine Sprache spricht und an einem Strang zieht, kommt zu besseren Ergebnissen. Ein starker Schritt für die gemeinsame Weiterentwicklung der Berufsbildung in Bremen, dem noch viele weitere Schritte folgen können.
Weitere Informationen
Mehr Hintergrundinformationen erhalten Sie auf der Webseite des Landesinstitut für Schule in Bremen.
Einen besserer Eindruck erhalten Sie durch den Flyer zum Fachtag berufliche Bildung des Landesinstitut für Schule.