Europa virtuell erleben - Projektideen der Carl-Benz-Schule Gaggenau
Die Carl Benz-Schule Gaggenau hat in einer schwierigen Zeit Ideenreichtum bewiesen und mittels digitaler Wege den Kontakt zu europäischen Partnerschulen bewahrt. Hier bekommen Sie einen Einblick in die innovativen Projekte.
Das Jahr 2020 - ungekannte Einschränkungen
Das Jahr 2020 hat für unsere Gesellschaft viele Einschnitte und Entbehrungen gebracht. Insbesondere die Mobilität wurde stark eingeschränkt. Viele geplante Auslandsaufenthalte mussten abgesagt werden, darunter selbstverständlich auch viele Auslandspraktika für Auszubildende.
Die Carl-Benz-Schule ist eine berufliche Schule mit den Schwerpunkten Metalltechnik, KFZ-Technik und Mechatronik. Sie sitzt in Gaggenau im badem-württembergischen Murgtal. Die Einrichtung mit Mobilitätscharta und langjähriger Erfahrung mit Erasmus+ wollte ihren Schülerinnen und Schülern auch 2020 wieder zwölf Plätze für Auslandspraktika in Spanien oder Finnland ermöglichen. Doch aufgrund der Corona-Pandemie mussten sowohl die eigenen Aufenthalte in Spanien gecancelt, als auch die erwarteten Incoming-Besuche aus Finnland abgesagt werden.
Gute Idee - virtuelle Austauschmöglichkeiten
Die Schule hat sich kurzerhand neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit geschaffen. Mit den etablierten Partnerschulen in Finnland konnten neues Projekte ins Leben gerufen werden. Zunächst wurde ein virtuelle Austauschmöglichkeit für die Auszubildenden aus Deutschland und Finnland geschaffen.
Als erste Idee sollte Mobilität im Kleinen betrieben werden. Die Auszubildenden unterstützten sich gegenseitig beim Aufbau von akkubetriebenen Modellautos. Geplant und konstruiert wurde das Ganze in vielen Online-Meetings. Als Ergebnis der Kooperation schafften die Auszubildenden einen realen Berührungspunkt. Die Modellautos konnten mittels eines Raspberry, einer bekannten Hardware für Bastler, per Internet im Partnerland gesteuert werden.
Virtual EU-Cycling - ein innovative Projekt
Eine weitere Idee der Schule wurde das Projekt "Virtual EU-Cycling". Auch hier ging es darum, Kontaktpunkte für die Auszubildenden zu schaffen, ohne dabei das Land zu verlassen. Das Idee hinter "Virtual EU-Cycling" beinhaltet zwei Schwerpunkte.
Zunächst ist die Konstruktion einer Vorrichtung vonnöten, die es ermöglicht mit einem Fahrrad auf der Stelle zu fahren. Hierzu dürfen die Auszubildenden in internationalen Teams (mittels Online-Meetings) die Fahrradvorrichtung gemeinsam planen und fertigen. Die Montage- und Schweißarbeiten finden in der Berufsschule statt. Geplant wurde zudem die Vorrichtung mit einem technischen System zu verknüpfen, welches auch Steigungen auf der Strecke simuliert.
In einem zweiten Prozess soll den Nutzerinnen und Nutzern des Fahrrad eine interessante Ablenkung für die Anstrengung geboten werden. Die Idee ist so simpel wie logisch, vor einem Fernseher oder einem Tablet soll man virtuell Strecken im Partnerland fahren können. Auch wenn die Auszubildenden nicht wirklich dorthin reisen können, so können sie so doch das Land näher kennen lernen.
Spannend wurde daher der Prozess der Datenerhebung. Damit der Simulator möglichst realistisch ist, fahren die Schülerinnen und Schüler der Partnerschule mit dem Fahrrad und einer Kamera Teilstrecken in der Heimat ab. Manchmal radeln sie sogar einen paar Umwege, um bestimmte Sehenswürdigkeiten auf der Strecke zu zeigen. Im Anschluss werden die so entstandenen GPS-Daten mit dem Videomaterial verknüpft.
Sobald die Fahrrad-Vorrichtung gefertigt ist, treffen sich alle Teilnehmenden zur gemeinsamen "virtuellen" Fahrt durch ihre Länder. Ein solch innovatives und kreatives Endprodukt wird selbstverständlich auch in der Schule platziert, so dass weitere Schülerinnen und Schüler eine Fahrradtour durch das Partnerland machen können. So wird der Erasmus+ Gedanke trotz Corona bedingter Einschränkungen an der Schule sichtbar gemacht und verbreitet.
„Das Zusammenwachsen und das gemeinsame Verständnis für Arbeitsprozesse und Produktionsqualität sowie auch das kulturelle und sprachliche Verständnis sind uns hier ein wichtiges Anliegen. Wir wollen aus diesem Grund sicherstellen, dass wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern auch in diesen schwierigen Zeiten in Kontakt bleiben und den Austausch, wenn auch digital weiter betreiben und durch solcherart innovative Ansätze auch fördern können. Ich freue mich daher sehr, dass unsere Kollegen diese Projektidee so engagiert und innovativ gestalten konnten.“
Dr. Falk Hartmann, Schulleiter der Carl-Benz-Schule Gaggenau
Neue Chancen - Digitalisierung in der Schule
Mit diesen Projekten reagiert die Carl-Benz-Schule auch auf ihre neuen Bildungspläne, die Elemente der Digitalisierung in mehreren Lernfeldern hervorheben. Es findet ein gelungener Austausch über digitale Kommunikationstools statt und zeitgleich entstehen innovative Projekte, die digitale Ideen voranbringen. Die bisherigen guten Erfolge zeigen, dass das Thema Digitalisierung in berufsbildenden Schulen tolle Chancen bringt und das Potential hat, neue Motivation und Einsatz in Schul- und Lehrerschaft zu wecken.
Das ganz nebenbei ein vertiefter Kontakt zu den Partnerschulen in anderen Ländern und das Erleben von grenzüberschreitenden Zusammenarbeit für die Schülerinnen und Schüler ermöglicht wird, macht diese Projekte zu Lichtblicken in schwierigen Zeiten.
Weitere Informationen
Hintergrundinformationen zum Projektträger finden Sie auf der Webseite der Carl Benz-Schule Gaggenau.