Kollegiale Partnerschaft über Grenzen hinweg - Erfahrungswerte im niederländischen Gesundheitssystem
Wie wichtig eine gute Zusammenarbeit mit seinen Partnern im Ausland ist, zeigt das Projekt „WIE ARBEITEN WIR - WIE ARBEITET IHR? Grenzen überschreiten - Denken und Handeln erweitern durch einen Einsatz in den Niederlanden“ des evangelischen Krankenhauses in Oldenburg.
Die Grundausbildung wird optimal ergänzt
Das niedersächsische Krankenhaus besitzt eine eigene Krankenpflegeschule, in der meist 75 Auszubildende von examinierten Pädagogen und Pädagoginnen sowie Praxisanleiter und Praxisanleiterinnen geschult werden.
Schon seit vielen Jahren hat das Krankenhaus niederländische Lernende aus dem dortigen akademischen Ausbildungssystem aufgenommen. Der prozessbegleitende Austausch der deutschen und niederländischen Ausbilder/-innen ließ schnell die Idee wachsen, dass solche Auslandserfahrungen auch für die deutschen Auszubildenden wertvoll sein könnten. Da das UMCG über alle notwendigen Mittel, Kapazitäten, Räumlichkeiten und Erfahrungen verfügt, um Krankenpflegepersonal auszubilden, kam es als ideale Partnereinrichtung infrage. Zudem sind die fachlichen Ausbildungsinhalte in den Niederlanden nach dem Erwerb der beruflich-pflegerischen Handlungskompetenz ausgerichtet und damit ähnlich aufgestellt wie in Deutschland. Perfekte Voraussetzungen für gelungene Erasmus+ Projekte.
Darum können seit einigen Jahren auch die deutschen Lernenden den Mehrwert von Auslandspraktika erfahren. Sie arbeiten in der praktischen Pflege in den Niederlanden und können den Theorie-Praxis-Transfer beider Länder vergleichen. So werden neue Arbeitsweisen erprobt sowie andere Routineabläufe und Strukturen kennen gelernt. Die Auslandspraktika haben sich schon längst als optimale Ergänzung zur grundständigen Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung erwiesen.
Die Teilnehmenden lernen einen neuen Alltag kennen
Der Lerneinsatz der Teilnehmenden umfasst meist sechs Wochen und wird vorab detailliert geplant. Die praktische Einsatzplanung erfasst sowohl die Zielsetzung des Aufenthaltes als auch eine konkrete Ablaufbeschreibung. Alle Teilnehmenden können vorab Stationswünsche äußern, die - falls möglich - in der Planung berücksichtigt werden. Jeder Aufenthalt startet mit einer Eingewöhnungszeit in enger Begleitung mit den praktischen Ausbildern vor Ort. Damit wird ein Einblick in die praktische Pflege sowie die Arbeits- und Bereichsorganisation gegeben.
Im weiteren Verlauf des Aufenthalts entwickeln die Teilnehmenden einen eigenen Tagesroutine am UMCG. Jede und jeder wird einer bestimmten Station zugeteilt, die er oder sie dann näher kennenlernt. Die Hauptaufgaben sind die Patientenversorgung und anfallende alltägliche Arbeiten, selbstverständlich begleitet durch eine akkurate Dokumentation der Abläufe. Bei einer Bettenanzahl von 1.339 und beinahe 10.000 Mitarbeitenden warten da täglich neue Erfahrungen auf die Lernenden.
Das ganze Krankenhaus gewinnt
In den vergangenen Jahren konnten im Schnitt sechs Auszubildende im Jahr einen Einblick in das niederländische Ausbildungssystem bekommen. Die dadurch gewonnen Kenntnisse werden auf vielen Wegen innerhalb des Hauses verbreitet und allen Interessierten zur Verfügung gestellt. Die persönlichen Erlebnisse und die Arbeitserfahrungen am niederländischen Krankenbett erreicht so auch die Kollegschaft, die nicht persönlich am Austausch teilnehmen konnte.
Darüber hinaus werden auch Mobilitäten auf Ebene der Ausbilderinnen und Ausbilder umgesetzt. Schon einige Male konnten Anleiter/Anleiterinnen für einen direkten Austausch zum UMCG reisen, zudem wurden niederländische Anleiter im Krankenhaus in Oldenburg begrüßt. Zusammen konnte das theoretische und praktische Curriculum des Ausbildungskonzepts näher betrachtet sowie das Rahmenkonzept der Auslandsaufenthalte weiter optimiert werden.
So ermöglicht das Projekt einen hohen Nutzen für alle Beteiligten und das gesamten Krankenhaus. Während es bei den Teilnehmenden vorrangig um die berufliche und private Erweiterung ihres Horizontes geht, profitiert die Leitungsebene auf andere Weise. Durch das langjährige Erasmus-Projekt konnte die Internationalisierung der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung im Haus vorangetrieben werden.
Die Corona-Pandemie verzögert das Fortgehen
Noch im Januar 2020 waren zwei Auszubildende des Oldenburger Krankenhauses in den Niederlanden und weitere Auslandspraktika sollten folgen. Doch durch COVID-19 wurde dies unmöglich gemacht. Als sich die Fälle auch in Europa vermehrten, gab es sofort ein Reflexionsgespräch der deutschen Leitungsebene, des Erasmus+ Koordinators und der niederländischen Kollegen.
Deren Kontakt ist über die Jahre immer persönlicher geworden und steht auf einer vertrauensvollen Basis. Doch trotz beidseitiger Bemühungen konnte keine Lösung für eine Umsetzung der Auslandspraktika während der Pandemie gefunden werden. Dennoch sind alle entschlossen, den Kontakt zu halten und die langjährige Zusammenarbeit fortzusetzen.
Auch von Seiten der deutschen Auszubildenden gibt es Bitten, den Austausch irgendwann fortzusetzen. Viele Auszubildende, die noch nicht am Programm teilnehmen konnten, haben die positiven Berichte von Mitschülerinnen und Mitschülern gehört, die bereits dort waren. Im Oldenburger Krankenhaus ist Erasmus in aller Munde. Es wurden grenzübergreifend bereits viele gute Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen.
Die nächsten Aufenthalte sind für Anfang 2021 eingeplant. Und sollte es da nicht möglich sein? Dann finden die Beteiligten sicher gemeinsam einen Weg.
Weitere Informationen
Hintergrundinformationen zum Projektträger finden Sie auf der Webseite des Evangelischen Krankenhauses.
Mehr Informationen zum niederländischen Partner finden Sie auf der Webseite des Medizinischen Zentrums.