Green Erasmus – wie das Programm die ökologische Transformation fördert
Green Erasmus – wie das Programm die ökologische Transformation fördert. Fokus Nachhaltigkeit in der neuen Programmgeneration
Die strukturelle Verankerung ökologisch nachhaltiger Wertschöpfung und umweltschonender Praktiken ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Exzessiver Ressourcenverbrauch und die ungehemmte Freisetzung von Emissionen bedrohen die Stabilität unseres Ökosystems. Dem kann nur begegnet werden, indem internationale Zusammenarbeit und kreative Lösungsansätze gefördert werden. In diesem Sinne hat die Europäische Kommission den European Green Deal ins Leben gerufen. Hierbei wurden ehrgeizige Ziele formuliert, damit Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Erde wird. Um dies zu erreichen, wird angestrebt, keine Treibhausgasemissionen mehr freizusetzen und das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung abzukoppeln. Konkrete Handlungsfelder sind im Arbeitsbereich „Umwelt“ zusammengefasst, wobei unter anderem der Schutz der Biodiversität und des Waldes, der Umgang mit Abfall und Recycling wie auch der Wasserschutz angesprochen werden. Auf allen Ebenen ist dabei die Durchsetzung eines umweltfreundlichen Bewusstseins und die Implementierung nachhaltiger Praktiken notwendig. Darüber hinaus wird auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit einbezogen, indem die Strategie gerecht und inklusiv ausgerichtet ist.
Kerninstrument Erasmus+ zur Realisierung des European Green Deal
Dem Erasmus+-Programm kommt bei der Erreichung der europäischen Klimaziele eine Schlüsselrolle zu, indem es Wissen und Fähigkeiten in nachhaltigkeitsrelevanten Sektoren fördert und die Vermittlung von umweltschonenden Praktiken im Wirtschaftskreislauf voranbringt. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die im Programmleitfaden benannten bereichsübergreifenden Prioritäten, welche als Leitziel für Aktivitäten auf sämtlichen Ebenen des Programms dienen. Seit 2021 bildet „Umwelt und die Bekämpfung des Klimawandels“ einen der vier Schwerpunkte, um zur Erhaltung unseres Ökosystems beizutragen. Bildung – sowohl auf der schulischen, beruflichen und hochschulischen Ebene wie auch in der Erwachsenenbildung – ist ein zentraler Faktor, um den tiefgreifenden gesellschaftlichen Transformationsprozess in Richtung Nachhaltigkeit erfolgreich zu gestalten. Durch die Unterstützung von Bildungszusammenarbeit wird eine Sensibilisierung für das Thema ökologische Nachhaltigkeit angestrebt. Dieses kann auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen.
Inspiration aus der Projektarbeit
So hat sich zum Beispiel das Erasmus+ geförderte Projekt SIMULWIND der Instandhaltung von Windkraftanlagen gewidmet. Dies ist eine wichtige Problemstellung, da die Windparks in Europa zunehmend älter werden und einen höheren Wartungsaufwand mit sich bringen. Das Projekt hat hierfür einen virtuellen Simulator entwickelt, um Auszubildenden in realitätsnaher Umgebung die Fähigkeiten für die Wartungsarbeiten von Windkrafträdern zu vermitteln. Die multidisziplinäre Ausrichtung der Instandhaltung ermöglicht den jungen Lernenden zudem, dass sie auch in anderen Bereichen der Industrie und der erneuerbaren Energien eingesetzt werden können.
Vielfältige Anknüpfungspunkte im Bereich Green Erasmus
Die Entwicklung von „grünen“ Strategien und Methoden in Erasmus+-Projekten sollen genutzt werden, um sie in die tägliche Arbeit zu integrieren. Dies kann beispielsweise durch die Ausarbeitung zukunftsorientierter Lernmodule erreicht werden. Im Fokus sind vor allem Organisationen, welche in nachhaltigkeitsrelevanten Sektoren aktiv sind und umweltschonende Verfahren entwickeln. Erasmus+ fördert aber auch solche innovativen Praktiken, die Lernende sowie Lehrende dazu befähigen, nachhaltige Handlungsweisen zu erproben und durchzusetzen, die beispielsweise zur Reduzierung von Energieverbrauch oder Abfall beitragen. In diesem Kontext wird von der EU-Kommission eine Transformation vom linearen Wirtschaften zur Kreislaufwirtschaft angestrebt. Auf anderer Ebene wird hinterfragt, wie unser Ernährungssystem nachhaltiger gestaltet oder wie Lösungsansätze zu einem nachhaltigeren Lebensstil in städtischen und ländlichen Regionen angestrebt werden können. Das Thema der Nachhaltigkeit ist zudem eng verknüpft mit der Entwicklung hin zu einer gerechteren Gesellschaft, welche eine aktive gesellschaftliche Mitgestaltung von benachteiligten Personengruppen beinhaltet.
Fördermittel für emissionsarmes Reisen und neue Bildungskonzepte
Erasmus+ richtet ein besonderes Augenmerk auf die umweltfreundliche Gestaltung von Mobilität, einem Kernaspekt des Programms. Um den Anreiz zu steigern, vermehrt emissionsarme Transportmittel für die Reise beispielsweise zu Auslandspraktika oder Partnertreffen zu nutzen, bietet die EU-Kommission verschiedene Fördermöglichkeiten, die unter dem Begriff Green Travel beworben werden. Darüber hinaus werden Projektträger aufgefordert, das Mobilitätsmanagement nachhaltig zu gestalten und die Teilnehmenden zu nachhaltigem Handeln vor, während und nach den Auslandsaufenthalten aufzurufen und sie dabei zu unterstützen. Im Rahmen der Zentren der beruflichen Exzellenz und der Allianzen für Innovation werden zudem Finanzhilfen bereitgestellt mit dem Ziel, die Entwicklung und Umsetzung innovativer Bildungskonzepte und den Wissensaustausch in den Bereichen berufliche Bildung, Hochschulen und Unternehmen anzuregen. Die Aktivitäten adressieren unterschiedliche Wirtschaftssektoren wie unter anderem CO2 -arme, energieintensive Industrien, erneuerbare Energien sowie die Automobilwirtschaft und das Transportwesen. Sie bieten daher auch Möglichkeiten für neue Bildungsmethoden und -ansätze im Bereich der Nachhaltigkeit.
Einbettung in nationale und internationale Initiativen
Die Green Erasmus-Aktivitäten der NA beim BIBB stehen im Bezug zu einer Vielzahl von weiteren nationalen und internationalen Nachhaltigkeitsinitiativen. Unter anderem leisten sie einen Beitrag zum deutschen Nationalen Aktionsplan für nachhaltige Entwicklung im Kontext des UNESCO-Weltaktionsprogramms, welcher eine strukturelle Verankerung der Bildung für nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen des deutschen Bildungswesens anstrebt. Des Weiteren unterstützt das Programm die „grüne“ Verknüpfung von Berufsbildung und nachhaltigen Handlungsweisen entsprechend der Osnabrück 2020-Erklärung zur beruflichen Bildung als Wegbereiter für den Aufschwung und den gerechten Übergang zu einer digitalen und grünen Wirtschaft“.
Bisherige Erkenntnisse im Hinblick auf die Förderpriorität
Entscheidend für das Thema ökologische Nachhaltigkeit ist die hohe Aktualität und das starke öffentliche Interesse. Einerseits zeigt sich dies an den zahlreichen nationalen, wie auch internationalen politischen Initiativen, dem Klimawandel zu begegnen und umweltschonende Praktiken zu implementieren. Andererseits offenbart die Vielfalt der unterschiedlichen Ansätze und Vorhaben der Erasmus+-Projekte, dass sich zahlreiche Anknüpfungspunkte für den Förderschwerpunkt ergeben. Dies kann allerdings auch als ein hemmender Faktor für die Durchsetzung der Programmpriorität angesehen werden. In der Vielzahl der unterschiedlichen Schwerpunkte ist es mitunter schwierig, eine valide Orientierung im Themenfeld anzubieten. Es gilt, ein gemeinsam geteiltes Verständnis von ökologischer Nachhaltigkeit und Schnittstellen der unterschiedlichen Projekte auszuarbeiten und den neuen Themenschwerpunkt noch gezielter in der Bildungspraxis zu verankern. Mit der neuen Themenseite auf der NA-Website möchten wir einen Beitrag dazu leisten. Nach kurzer Zeit lässt sich sowohl in der nationalen wie auch internationalen Zusammenarbeit bereits feststellen, dass die Begeisterung zur Verwirklichung von Green Erasmus in den Nationalen Agenturen und auch bei den Projektträgern sehr hoch ist. Wir erwarten viele spannende Projekte und Kooperationen in den nächsten Jahren, um unser einzigartiges Ökosystem zu erhalten und neue „grüne“ Wege zu beschreiten.
PROJEKTINFO
Maintenance simulator for the sustainability of European wind farms (SIMULWIND) Projektnummer: 2017-1-DE02-KA202-004261 https://www.simulwind.com/
DIE KONKRETEN ZIELE DER EUROPÄISCHEN KOMMISSION LASSEN SICH DABEI WIE FOLGT ZUSAMMENFASSEN:
- Verstärkte Förderung von Projekten, die Umweltthemen adressieren und/ oder deren Arbeitsweise die Umweltbelastung bewusst reduzieren sollen.
- Sektor- und aktionsübergreifende Nutzung des Programms zur Sensibilisierung der Teilnehmer/-innen zu Umwelt- und Klimafragen.
- Angebot für Beratung und Schulungen sowie Unterstützung zum Austausch von „Best Practices“.
- Einbeziehung aller Akteure (Schüler/-innen, Auszubildende, Studierende, Nationale Agenturen, Schulen, Berufsschulen, Universitäten) bei der Anwendung umweltfreundlicherer Vorgehensweisen, auch im Alltag.
- Entwicklung eines europäischen Kompetenzrahmens, der die Entwicklung und Bewertung von Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen zum Klimawandel und zur nachhaltigen Entwicklung unterstützt. Zu den abgedeckten Sektoren gehören Ökosysteme und biologische Vielfalt, Lebensmittel, Mobilität, Energie und Industrie.