Im Rathaus in Paris
© Mariya Pachevska
Text: Julia Göhring | 12.03.2025
„I imagine my job in the Green Deal Europe“ – unter diesem Motto besuchten vier Schülerinnen der Münchner Sabel Wirtschaftsschule eine Erasmus+-Partnerschule in Alfortville, Paris. Für ihre Reise mit dem thematischen Schwerpunkt Nachhaltigkeit nutzten sie die ErasmusDays.
„Wie wollen Sie denn erreichen, dass weniger Plastik genutzt wird?“, kritisch hakt die Journalistin bei der jungen Umweltexpertin nach. Jetzt kommt es auf eine überzeugende Antwort an, weiß diese. Denn das Interview wird gefilmt und soll andere motivieren, mehr Plastik einzusparen. Noch sind es nur Rollen, die Angelina, Anna, Elina und Aura in einem Workshop der Pariser Klima-Akademie spielen, aber Nachhaltigkeit und Umweltschutz könnten für die Schülerinnen der Sabel Wirtschaftsschule auch in zukünftigen Berufen wichtig werden. „Ich habe richtig viel dazu gelernt und eine andere Denkweise über dieses Thema bekommen“, lobt Angelina den Workshop in ihrem Reisebericht.
Die Idee, die ErasmusDays 2024 für eine Reise mit dem thematischen Schwerpunkt Nachhaltigkeit zu nutzen, hatte Mariya Pachevska, Erasmus+-Projektkoordinatorin der Sabel Wirtschaftsschule. „Wie gestalten wir Wirtschaft, ohne die Natur zu zerstören?“, sei eine Frage, die auch für die Schülerinnen und Schüler immer wichtiger werde, so Mariya Pachevska. „Nachhaltigkeit ist mit Zukunft verbunden“, ergänzt sie. Schon jetzt werde das Fach „Mensch, Umwelt und Technik“ in den Jahrgangsstufen 5 bis 8 unterrichtet, ab nächstem Jahr käme Umweltökonomie als Vertiefung hinzu. Gemeinsam mit ihrer französischen Kollegin Marianne Masson, Lehrerin und Ökobeauftragte der Partnerschule im Pariser Vorort Alfortville, stellte Pachevska ein Programm zusammen, das die Schnittstellen von Nachhaltigkeit und Wirtschaft für Schülerinnen und Schüler beider Schulen konkret erlebbar werden ließ.
Mit diesem Thema im Kopf lassen sich Städte neu entdecken: Anhand einer Führung durch die berufliche Gesamtschule in Alfortville erklären die französischen Schülerinnen und Schüler, welche berufspraktischen Fähigkeiten man für eine ökologische Transformation im Bauwesen braucht, etwa bei Klima- und Elektrotechnik. Die Jugendlichen beider Schulen besichtigen ein Plattenbau-Viertel in Alfortville, das durch ein ökologisch geplantes Wohnviertel ersetzt werden soll. Wie etwa Tageslicht und Sonnenwärme optimal ausgenutzt werden können, erläutert eine Ökoingenieurin das Architekturkonzept im Rathaus. Die Schülerinnen aus Deutschland haben sich bereits in der Vorbereitung der Reise intensiv mit dem Thema „Green City“, nachhaltige Stadtplanung, am Beispiel von München beschäftigt. Ihre Ergebnisse stellen sie in der Schule in Alfortville mit einer Präsentation vor – auf Englisch. Das Zero-Waste-Konzept und die vielen Parks der Stadt heben sie besonders hervor.
Die Aussicht vom Eifelturm auf grüne Inseln inmitten des Häusermeers am nächsten Tag ist für die Jugendlichen gleichzeitig ein Blick auf grüne Stadtentwicklung und nachhaltige Verkehrsplanung. Thematisiert wird auch, welche Jobs in diesen Bereichen entstehen. Die Schülerinnen besuchen zusammen mit der französischen Klasse dazu auch eine Ausstellung im Pariser Rathaus. „Es ging um soziale Aspekte, Natur und wie Paris sich im Großen und Ganzen verändert hat; das war sehr spannend“, schreibt Aura in ihrem Abschlussbericht.
Nachhaltigkeit zum Anfassen gibt es in einem Workshop, in dem die Schülerinnen und Schüler selbst Papier aus Altpapier schöpfen und Dekorationen für die Feste am Jahresende, Halloween und Weihnachten, herstellen. Und sogar das Kulturprogramm hat einen Bezug zur Ökologie. Die Schülerinnen und Schüler besuchen gemeinsam mit der französischen Klasse die Philharmonie in Paris, wo sie einer pädagogisch begleiteten Aufführung der „Symphonie des Waldes“ von Komponistin Rita Strohl lauschen. Anschließend reflektieren sie anhand eines Fragebogens, wie die Künstlerin Geräusche und Klänge in der Natur in Musik übersetzt hat.
Und mit „Jonny Apple“, einem Apfelbaum, den die Münchner Schülerinnen mit den französischen Gastgebenden gemeinsam im Schulgarten gepflanzt haben, bleibt ein lebendiges und nachhaltiges Zeichen der ErasmusDays 2024 in Alfortville zurück.
Finanziert wurde die Reise mit Mitteln aus dem Programm Erasmus+. Seit 2021 ist die Sabel Wirtschaftsschule München im Programm Erasmus+ akkreditiert. „Das bringt uns Flexibilität, wie wir die Mittel einsetzen“, erklärt Mariya Pachevska. „Wir bauen dabei auf zwei Säulen: Berufsbezogene Praktika für Schülerinnen und Schüler, für das Fachpersonal Hospitationen bei europäischen Partnern. Und seit 2024 sind auch kleinere Projekte, wie etwa die Parisreise, möglich.“ Für Schulleitung und Geschäftsführung der Sabel Wirtschaftsschule sei das Thema Europa sehr wichtig, erklärt sie. So hätte Schulleiter Heinz Rösner die Einrichtung ihrer Stelle als Erasmus+-Projektkoordinatorin sehr unterstützt. Auch die Reise nach Paris hat er begleitet.
Die Schule hat auf Initiative Pachevskas außerdem ein Fach „Projekt: Europa kennenlernen“ eingerichtet, das klassenweise in der 7. und/oder 8. Klasse stattfindet. Themen sind neben der jeweiligen Erasmus+-Projektvorbereitung oder Planung von Auslandsaufenthalten beispielsweise die Geschichte Europas oder die Europawahlen. Aber auch Feiern anlässlich des Europatages oder der ErasmusDays werden im Projektunterricht vorbereitet. „Jeder an der Schule weiß, was Erasmus ist“, freut sich Pachevska. Für die Jugendlichen bietet Erasmus+ nicht nur die Möglichkeit mit der Teilnahme an einem Lernaufenthalt im Ausland den begehrten Europass zu erhalten, der für zukünftige Arbeitgebenden interessant ist. Für eine Schule mit vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist das Thema Europa auch eine Chance, sich mit ihren Erfahrungen einzubringen, etwa mit Berichten über das Leben in den Herkunftsländern ihrer Familien.
Für 2025 plant Mariya Pachevska mit Schülerinnen und Schülern einen Besuch in Brüssel, um die wirtschaftlichen Aspekte europäischer Politikplanung zu erkunden. Zukunft und Beruf bleibt so ein wichtiges Thema für zukünftige Erasmus+-Projekte an der Sabel Wirtschaftsschule. Wir von der NA beim BIBB würden uns sehr freuen, wenn dieser Besuch auf die ErasmusDays fallen würde!!