Wirtschaft und Umwelt auf einer Stufe - Wie Nachhaltigkeit und die Idee einer grenzüberschreitenden Kreislaufwirtschaft zum Thema der Erwachsenenbildung werden können
Text: Manfred Kasper | Oktober 2021
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Hauptthema des „Green Deal“ der Europäischen Kommission. Sie basiert auf dem Gedanken, dass Wirtschaft und Umwelt in einer kreisförmigen Beziehung zueinander stehen. Wie können wir diese Beziehung nachhaltig gestalten und Umwelt und Wirtschaft auf eine Stufe stellen? Mit dieser entscheidenden Frage befasst sich das Erasmus+-Projekt SCRCE.
Vor diesem Hintergrund befasste sich das von Oktober 2018 bis Dezember 2020 realisierte Erasmus+-Projekt „Sustainability through Cross Border Circular Economy“ (kurz: SCRCE) mit Strategien, um die Idee der Kreislaufwirtschaft und das dazu notwendige Know-how zu vermitteln. Gemeinsam mit Partnerinstitutionen aus Deutschland, Griechenland, Italien und Schweden wurden Formate und Trainingsmethoden erarbeitet, die die Menschen auf ihrem Weg in einen kreislaufwirtschaftlichen Lebensstil begleiten sollen.
„Uns ging es vor allem darum, das Thema aus der technischen Ecke herauszuholen und in seiner Bedeutung für unterschiedliche Wirtschaftsbereiche und unser eigenes Konsumverhalten zu beleuchten“, betont Dr. Volker Ludwig, Inhaber der Dr. Ludwig Intelligent Projects GmbH und Leiter des Projekts. Dies sei seiner Meinung nach hochaktuell, da wir angesichts wachsender ökonomischer und ökologischer Krisen immer öfter vor der Frage stünden, wie wir künftig wirtschaften und leben wollen.
Obwohl seit 2019 eine grenzüberschreitende Kreislaufwirtschaft auf der Agenda der Europäischen Union stehe, lasse die Praxis häufig noch zu wünschen übrig. Dazu Ludwig: „Um eine wirkliche Kreislaufwirtschaft zu erreichen, braucht es informierte und gebildete Menschen, die entsprechende Entscheidungen treffen und mit den daraus resultierenden Veränderungen umgehen können. Es geht vor allem darum, innovative Konzepte zur Zukunftsgestaltung zu entwickeln und die Menschen auf dem Weg dorthin mitzunehmen.“
Die Verantwortung der Verbraucherinnen und Verbraucher spiele in derartigen Prozessen eine zentrale Rolle. Das liege auch daran, dass die Kreislaufwirtschaft eher ein Lebensstil als ein wirtschaftliches Modell sei. Genau dies gelte es zu vermitteln. Neben Fachleuten aus Industrie, Handel, Logistik und Abfallwirtschaft standen folglich vor allem auch die Teilnehmenden an Angeboten der Erwachsenenbildung sowie die Ausbildenden im Fokus der Partnerschaft. Es ging um Ideen, wie die Aus- und Weiterbildung in diesem komplexen Bereich konkret aussehen könne.
Eine kleine, aber feine Partnerschaft
Interessant war in diesem Kontext auch die Zusammensetzung der Partnerschaft. So kamen die internationalen Partner vorwiegend aus der Erwachsenenbildung, die Kreislaufwirtschaft war für sie ein neues, aber gesellschaftlich hoch relevantes Thema. „Unser Vorteil war die relativ kleine und flexible Partnerschaft“, unterstreicht Ludwig, und er ergänzt: „Das erleichtert gerade weniger erfahrenen Organisationen den Zugang zu Erasmus+ und unterstützt den Aufbau von Netzwerken. Vor allem aber stellt es eine sinnvolle Ergänzung zu unseren sonstigen Aktivitäten dar.“
Für Ludwig selbst war SCRCE das erste Erasmus+-Projekt; die Partnerorganisationen verfügten bereits über Erfahrungen mit dem Programm. In die Materie der Kreislaufwirtschaft sind sie nach und nach immer tiefer eingetaucht, vor allem die griechischen und schwedischen Partner haben mittlerweile selbst Angebote zum Thema entwickelt. Die Partnerschaft habe dazu den Impuls gegeben und das Thema Nachhaltigkeit somit in die Erwachsenenbildung hineingetragen.
Manual als „Grundgesetz der Kreislaufwirtschaft“
Als Instrument dazu dient ein Manual, das anhand von 14 Prinzipien eine Art „Grundgesetz der Kreislaufwirtschaft“ bildet. Es macht deutlich, ob und in welcher Form ein Produkt den Kriterien des Ansatzes entspricht und vermittelt den Prozess der Kreislaufwirtschaft. Seine Erarbeitung basiert auf der Sammlung von Best-Practice-Beispielen aus dem Umfeld der beteiligten Partner, die auf den Projekttreffen intensiv diskutiert und ausgewertet wurden. Den Mehrwert der Internationalität sieht Ludwig dabei sowohl im europäischen Dialog als auch in der grenzüberschreitenden Herangehensweise. Da auch der Warenverkehr nicht an Staatsgrenzen Halt mache, sei es von Beginn an darum gegangen, mit welchen Produkten Kreislaufwirtschaft gelingen könne und wie dies grenzüberschreitend funktioniere.
Die Ergebnisse wurden in Form des Manuals bei einem gemeinsamen Multiplikatorentreffen mit Vertreterinnen und Vertretern der Zielgruppen im Oktober 2020 sowie auf der Abschlussveranstaltung einen Monat später präsentiert. Beide Events konnten aufgrund der COVID 19-Pandemie nur digital stattfinden, der Austausch sei dennoch sehr lebendig und konstruktiv gewesen, so Ludwig. Er habe spannende Anregungen geliefert, um die Kreislaufwirtschaft als komplexes internationales System in den Köpfen der Menschen zu verankern.
Das Manual würde Ludwig perspektivisch gerne zu einem Handbuch mit didaktischen Hinweisen und praxisnahen Übungen zum Einsatz in der Erwachsenenbildung weiterentwickeln. Erste Ideen für ein mögliches Folgeprojekt gibt es bereits. Nachhaltigkeit ist seiner Meinung nach ein „Überlebensthema für die Menschheit“, das sowohl in der Berufs- als auch in der Erwachsenenbildung in den nächsten Jahren weiter gestärkt werden müsse. Die Idee der Kreislaufwirtschaft eigne sich hervorragend, um zu verstehen, wie eine nachhaltige Denk- und Lebensweise in unser tägliches Leben hineinwirke. Sie trage dazu bei, das eigenständige Denken der Menschen zu fördern und diese zu mündigen Konsumenten zu machen. Der Erwachsenenbildung komme dabei eine wichtige Aufgabe zu.
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Green Erasmus
Die Europäische Kommission hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um den Herausforderungen des exzessiven Ressourcenverbrauchs und dem Klimawandel zu begegnen, mit dem Bestreben bis 2050 ein klimaneutrales Wirtschaften in Europa zu erreichen. Wie kann ein umweltfreundliches Bewusstsein entwickelt und nachhaltige Praktiken auf allen Ebenen implementiert werden? Welche europäischen und nationalen Initiativen für ökologische Nachhaltigkeit und Umweltschutz gibt es? Und wie können Sie Programmaktivitäten in der Berufs- und Erwachsenenbildung gestalten?
Informationen zum Projekt
Blog auf EPALE: Nachhaltigkeit durch grenzüberschreitende Kreislaufwirtschaft (SCRCE) - Projektseite
Manual auf EPALE: SCRCE Kreislaufwirtschafts-Manual | als PDF
In der Erasmus+-Projektdatenbank: SCRCE